Montag hatten die Kinder noch schulfrei, weshalb sie in
aller Ruhe ihren täglichen Pflichten nachkommen konnten. In meinem Fall hieß
das, mit Thomas 30 Zeilen zu schreiben und etwas zu lesen. Da man sich
vorstellen kann, wie die Motivation dabei ist, haben wir immer kleine Einheiten
erledigt, gefolgt von angeregten Diskussionen über Star Wars – denn Thomas ist
ein mega Star Wars Fan, kennt viele Details dank Büchern aus seiner Schulbibliothek
und weiß erstaunlich gut über die Story bescheid, obwohl er nur den siebten
Film gesehen hat, und zwar ohne Ton! Mit einem Star Wars Studium anstelle von
Geophysik wäre mir in diesem Punkt also besser geholfen. Trotzdem kann ich mich
dank Star Wars Battlefront II noch notdürftig über Wasser halten :D Mit dem
Zusatz, dass man sich seine eigene Flotte zusammenstellt, ist es praktisch
dasselbe, bloß dass sich alles im Kopf abspielt.
Nach dem Mittagessen war ich vorerst freigestellt, um so die
Stadt weiter erkunden zu können – und diesmal schon nicht mehr allein! Denn
nach grober Planung am Sonntag Abend wollte ich mich erstmals mit Pascal,
einem norddeutschen Au Pair aus El Cerrito (etwa 20 Fahrminuten nordwestlich
von mir) und Annelie treffen. Da Pascal der einzige Junge in seiner Gruppe ist
(jeder Bezirk hat einen lokalen Betreuer), hat er sich bereits vor meiner
Ankunft umgehört und mich kontaktiert. Annelie ist ebenfalls aus El Cerrito und
auch erst frisch eingetroffen. Als die beiden wie verabredet bereits in
Berkeley waren, musste ich noch vom Berg herabsteigen. Schließlich haben wir
uns nachmittags in einem Frozen Yoghurt Laden getroffen, sind über den Campus
spaziert und haben nette Gespräche geführt. Freundlicherweise hat mich Pascal mit
seinem Wagen oben am Buena Vista Way wieder abgesetzt, sodass mir der Aufstieg
erspart blieb :)
Am Dienstag, 6.9., war mein erster regulärer Arbeitstag –
und der hatte es organisatorisch echt in sich. In Kurzform sieht ein normaler
Wochentag so aus
7.00 Uhr Aufgestanden sein, mit Alex
frühstücken, der als erstes aufwacht und ihn anziehen
sein Bett machen, lüften, Wasserflasche spülen/nachfüllen als nächstes Thomas
aufwecken und zum Frühstücken animieren und danach dasselbe für Lucas
am Ende derer beiden Zimmer machen
7.50 Uhr Abfahrt zur Schule („Prospect
Sierra“) in El Cerrito
8.30 Uhr Schulbeginn für Thomas und Lucas;
danach Alex in der Kinderstube abliefern
9.15 Uhr „Freizeit“, diverse Vorbereitungen
wie Kleidungssets, Snacks/Wasser fürs Abholen, Spülmaschine/Küche,
Fußballsachen etc.
15.05 Uhr Thomas und Lucas abholen und zum
Klavier/Fußball/Deutschstunde bringen
ca 16.30 Uhr Alex abholen
17.30 Thomas, bzw Lucas abholen
18.00 Uhr evtl.
Thomas/Lukas zur Abendveranstaltung bringen (Math circle), ggf abholen und
nach Hause, Abendessen, Klavier/Schreiben/Lesen/Hausaufgaben
20.00 Uhr Kinder
ins Bett bringen
21.00 Uhr Vorbereitungen
wie Kleidung, Lunch+Snacks/Wasser für die Schule; Küche
Hier mal der Stundenplan vom Dienstag:
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Erster regulärer Arbeitstag |
Ich habe den tollen Vorteil, dass Ute, die im Prinzip
denselben Job macht wie ich noch bis Ende September da ist und mich anlernt. So
hat sie mir zum Beispiel die Routen zur Schule, zum Kindergarten und zurück
gezeigt. Ich muss allerdings sagen, dass es auch mit zwei Leuten (aber nur
einem Auto) nicht funktioniert hat, alle Fahrten in der vorgesehenen Zeit zu
absolvieren – a) wegen des zu überfüllten Stundenplans und b) dank des Verkehrs.
Zusätzlich hatte ich am Mittag meine erste Vorlesung an der
Uni. Ich hatte zuvor schon mit dem Professor gemailt, um den Kurs aus Interesse
als Gasthörer besuchen zu können, aber auch mit dem Wunschgedanken im
Hinterkopf, die Vorlesung im Au Pair Programm anrechnen lassen zu können – denn
man muss 6 Credits nachweisen, um die Vorgaben des Austauschprogramms zu
erfüllen. Ich bin auf Anfrage des Professors schon etwas vor der Vorlesungszeit
beim Klassenraum erschienen und habe ihm meine Situation geschildert – mit dem
Endergebnis, dass er mir jede Stunde signiert und ich so schon mal die Hälfte
der benötigten Credits sammeln kann, und das völlig kostenlos!! – Hurra und ein ganz großes Lob nach oben!
:)
Nach der mogendlichen Runde zur Schule und zum Kindergarten
am Mittwoch habe ich meine Social Security Number beantragt, die eine Art
Sozialversicherung ist (genaugenommen weiß ich gar nicht, ob und was sie
bewirkt) und für die Beschaffung eines Bankkontos und des kalifornischen
Führerscheins benötigt wird. Kurzgefasst hat das eine Stunde Wartezeit gekostet.
Später am Abend war bereits das erste Au Pair Meeting
angedacht, das monatlich stattfindet, verpflichtend ist und dazu dient, die
lokalen Au Pairs zu vernetzen und in Kontakt zu halten. Ein wiederum super
Vorteil an diesem Event war, dass nicht nur „meine“ Berkeleygruppe, sondern
auch noch Albany und Kensington teilgenommen haben – das liegt etwas nördlich
von mir, einfach mal auf der
Karte nachschauen. Nach getaner Arbeit wurde ich also am Memorial
Park in Albany (eine kleine Grünfläche) abgesetzt und ich habe mich direkt auf
die Suche nach Annelie gemacht, die ich kurzerhand am Montag eingeladen hatte,
mitzukommen (Pascal konnte leider nicht). Nach kurzer Absprache haben wir dann
auch den Rest der Truppe gefunden, die Picknickdecke ausgebreitet und uns
untereinander kennengelernt. Ein Mädchen, das ich direkt in ein Gespräch
verwickelt habe, Estefania, war gerade am Vortag erst eingetroffen, und weitere
waren bloß ein oder zwei Wochen länger da. Auch in dieser kleinen Konstellation
von etwa 15 Leuten waren die meist vertretenen Muttersprachen Deutsch und
Spanisch. So habe ich noch den Kontakt zu Semira und Tanja aus Deutschland und
Österreich geküpft.
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Bilderzusammenstellung des Meetings von Kirstin |
Rückblickend kann ich sagen, dass das Treffen vom Timing her
einfach perfekt war und wertvolle soziale Kontakte ermöglicht hat – ich bin
sehr dankbar dafür, dass ich eine so engagierte Gruppenleiterin aus Hamburg habe,
die organisatorisch einfach alles wuppt! :)
Am Donnerstag war normaler Schultag für die Jungs.
Nachmittags wurde ich am Sportplatz abgesetzt, wo ich mich mit Alex amüsiert
habe, während Thomas sein Fußballtraining absolviert hat. Ute hat derweilen
Lucas nach Hause gebracht und uns anschließend bei zähem Verkehr wieder
eingesammelt.
Am Freitag ging es die morgendliche Schulrunde zu
absolvieren, diesmal mit der Besonderheit, dass Ute für das Wochenende nach San
Diego aufgebrochen war und somit mein geographisches Erinnerungsvermögen auf
der nächsten Stufe erprobt werden wollte (ich habe vorher als lebendes Navi
geübt). Nichtsdestotrotz ist die Hostmum mitgefahren, es konnte also nichts
schiefgehen ;)
Alles in allem war es eine anstrengende Arbeitswoche – klar,
ich musste viel Neues lernen was die Gewohnheiten und Vorstellungen der
Familie, Vorbereitungen für den Alltag und die Handhabung der täglichen
Pflichten angeht – aber dennoch bereue ich keinesfalls, diese Herausforderung
angenommen zu haben! Ich bin stehts bemüht, den Kindern mit Gottes ungeteilter Liebe zu begegnen,
auch wenn das in dem vollen und hektischen Zeitplan schwierig ist und leicht
untergehen kann. Ich hoffe, dass der Same nicht von den hohen Dornen erstickt
wird und bin allen dankbar für jedes einzelne unterstützende Gebet.