Mittwoch, 21. September 2016

Meeting the first People


Montag hatten die Kinder noch schulfrei, weshalb sie in aller Ruhe ihren täglichen Pflichten nachkommen konnten. In meinem Fall hieß das, mit Thomas 30 Zeilen zu schreiben und etwas zu lesen. Da man sich vorstellen kann, wie die Motivation dabei ist, haben wir immer kleine Einheiten erledigt, gefolgt von angeregten Diskussionen über Star Wars – denn Thomas ist ein mega Star Wars Fan, kennt viele Details dank Büchern aus seiner Schulbibliothek und weiß erstaunlich gut über die Story bescheid, obwohl er nur den siebten Film gesehen hat, und zwar ohne Ton! Mit einem Star Wars Studium anstelle von Geophysik wäre mir in diesem Punkt also besser geholfen. Trotzdem kann ich mich dank Star Wars Battlefront II noch notdürftig über Wasser halten :D Mit dem Zusatz, dass man sich seine eigene Flotte zusammenstellt, ist es praktisch dasselbe, bloß dass sich alles im Kopf abspielt.
Nach dem Mittagessen war ich vorerst freigestellt, um so die Stadt weiter erkunden zu können – und diesmal schon nicht mehr allein! Denn nach grober Planung am Sonntag Abend wollte ich mich erstmals mit Pascal, einem norddeutschen Au Pair aus El Cerrito (etwa 20 Fahrminuten nordwestlich von mir) und Annelie treffen. Da Pascal der einzige Junge in seiner Gruppe ist (jeder Bezirk hat einen lokalen Betreuer), hat er sich bereits vor meiner Ankunft umgehört und mich kontaktiert. Annelie ist ebenfalls aus El Cerrito und auch erst frisch eingetroffen. Als die beiden wie verabredet bereits in Berkeley waren, musste ich noch vom Berg herabsteigen. Schließlich haben wir uns nachmittags in einem Frozen Yoghurt Laden getroffen, sind über den Campus spaziert und haben nette Gespräche geführt. Freundlicherweise hat mich Pascal mit seinem Wagen oben am Buena Vista Way wieder abgesetzt, sodass mir der Aufstieg erspart blieb :)

Am Dienstag, 6.9., war mein erster regulärer Arbeitstag – und der hatte es organisatorisch echt in sich. In Kurzform sieht ein normaler Wochentag so aus

7.00 Uhr         Aufgestanden sein, mit Alex frühstücken, der als erstes aufwacht und ihn anziehen
                     sein Bett machen, lüften, Wasserflasche spülen/nachfüllen als nächstes Thomas
                     aufwecken und zum Frühstücken animieren und danach dasselbe für Lucas
                     am Ende derer beiden Zimmer machen
7.50 Uhr         Abfahrt zur Schule („Prospect Sierra“) in El Cerrito
8.30 Uhr         Schulbeginn für Thomas und Lucas; danach Alex in der Kinderstube abliefern
9.15 Uhr         „Freizeit“, diverse Vorbereitungen wie Kleidungssets, Snacks/Wasser fürs Abholen, Spülmaschine/Küche, Fußballsachen etc.
15.05 Uhr       Thomas und Lucas abholen und zum Klavier/Fußball/Deutschstunde bringen
ca 16.30 Uhr   Alex abholen
17.30                       Thomas, bzw Lucas abholen
18.00 Uhr        evtl. Thomas/Lukas zur Abendveranstaltung bringen (Math circle), ggf abholen                            und nach Hause, Abendessen, Klavier/Schreiben/Lesen/Hausaufgaben
20.00 Uhr        Kinder ins Bett bringen
21.00 Uhr        Vorbereitungen wie Kleidung, Lunch+Snacks/Wasser für die Schule; Küche

Hier mal der Stundenplan vom Dienstag:
Erster regulärer Arbeitstag
Erster regulärer Arbeitstag
Ich habe den tollen Vorteil, dass Ute, die im Prinzip denselben Job macht wie ich noch bis Ende September da ist und mich anlernt. So hat sie mir zum Beispiel die Routen zur Schule, zum Kindergarten und zurück gezeigt. Ich muss allerdings sagen, dass es auch mit zwei Leuten (aber nur einem Auto) nicht funktioniert hat, alle Fahrten in der vorgesehenen Zeit zu absolvieren – a) wegen des zu überfüllten Stundenplans und b) dank des Verkehrs.
Zusätzlich hatte ich am Mittag meine erste Vorlesung an der Uni. Ich hatte zuvor schon mit dem Professor gemailt, um den Kurs aus Interesse als Gasthörer besuchen zu können, aber auch mit dem Wunschgedanken im Hinterkopf, die Vorlesung im Au Pair Programm anrechnen lassen zu können – denn man muss 6 Credits nachweisen, um die Vorgaben des Austauschprogramms zu erfüllen. Ich bin auf Anfrage des Professors schon etwas vor der Vorlesungszeit beim Klassenraum erschienen und habe ihm meine Situation geschildert – mit dem Endergebnis, dass er mir jede Stunde signiert und ich so schon mal die Hälfte der benötigten Credits sammeln kann, und das völlig kostenlos!! – Hurra und ein ganz großes Lob nach oben! :)

Nach der mogendlichen Runde zur Schule und zum Kindergarten am Mittwoch habe ich meine Social Security Number beantragt, die eine Art Sozialversicherung ist (genaugenommen weiß ich gar nicht, ob und was sie bewirkt) und für die Beschaffung eines Bankkontos und des kalifornischen Führerscheins benötigt wird. Kurzgefasst hat das eine Stunde Wartezeit gekostet.
Später am Abend war bereits das erste Au Pair Meeting angedacht, das monatlich stattfindet, verpflichtend ist und dazu dient, die lokalen Au Pairs zu vernetzen und in Kontakt zu halten. Ein wiederum super Vorteil an diesem Event war, dass nicht nur „meine“ Berkeleygruppe, sondern auch noch Albany und Kensington teilgenommen haben – das liegt etwas nördlich von mir, einfach mal auf der Karte nachschauen. Nach getaner Arbeit wurde ich also am Memorial Park in Albany (eine kleine Grünfläche) abgesetzt und ich habe mich direkt auf die Suche nach Annelie gemacht, die ich kurzerhand am Montag eingeladen hatte, mitzukommen (Pascal konnte leider nicht). Nach kurzer Absprache haben wir dann auch den Rest der Truppe gefunden, die Picknickdecke ausgebreitet und uns untereinander kennengelernt. Ein Mädchen, das ich direkt in ein Gespräch verwickelt habe, Estefania, war gerade am Vortag erst eingetroffen, und weitere waren bloß ein oder zwei Wochen länger da. Auch in dieser kleinen Konstellation von etwa 15 Leuten waren die meist vertretenen Muttersprachen Deutsch und Spanisch. So habe ich noch den Kontakt zu Semira und Tanja aus Deutschland und Österreich geküpft.

Bilderzusammenstellung des Meetings von Kirstin
Rückblickend kann ich sagen, dass das Treffen vom Timing her einfach perfekt war und wertvolle soziale Kontakte ermöglicht hat – ich bin sehr dankbar dafür, dass ich eine so engagierte Gruppenleiterin aus Hamburg habe, die organisatorisch einfach alles wuppt! :)

Am Donnerstag war normaler Schultag für die Jungs. Nachmittags wurde ich am Sportplatz abgesetzt, wo ich mich mit Alex amüsiert habe, während Thomas sein Fußballtraining absolviert hat. Ute hat derweilen Lucas nach Hause gebracht und uns anschließend bei zähem Verkehr wieder eingesammelt.

Am Freitag ging es die morgendliche Schulrunde zu absolvieren, diesmal mit der Besonderheit, dass Ute für das Wochenende nach San Diego aufgebrochen war und somit mein geographisches Erinnerungsvermögen auf der nächsten Stufe erprobt werden wollte (ich habe vorher als lebendes Navi geübt). Nichtsdestotrotz ist die Hostmum mitgefahren, es konnte also nichts schiefgehen ;)

Alles in allem war es eine anstrengende Arbeitswoche – klar, ich musste viel Neues lernen was die Gewohnheiten und Vorstellungen der Familie, Vorbereitungen für den Alltag und die Handhabung der täglichen Pflichten angeht – aber dennoch bereue ich keinesfalls, diese Herausforderung angenommen zu haben! Ich bin stehts bemüht, den Kindern mit Gottes ungeteilter Liebe zu begegnen, auch wenn das in dem vollen und hektischen Zeitplan schwierig ist und leicht untergehen kann. Ich hoffe, dass der Same nicht von den hohen Dornen erstickt wird und bin allen dankbar für jedes einzelne unterstützende Gebet.

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